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»Aussaat« für den Frieden

Den Krieg kann Literatur nicht abwenden. Aber sie kann Frieden säen. Deshalb gibt es bei j:m: jetzt eine »Aussaat« für den Frieden.

In dem Tütchen sind Studentenblumensamen (Tagetes). Die Studentenblume gehört zu den anspruchslosesten Sommerblumen, die wenig Aufmerksamkeit braucht. Die Samen wurden von Lea Martin seit 1989 gezüchtet. Das Gedicht »Aussaat« entstand nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022.

Themen für Lesungen

Mögliche Themen für deine eigene Veranstaltung sind:

»Männer, die Tango tanzen«. Mit Texten rund um argentinischen Tango aus weiblicher Sicht. Humorvoll, tiefsinnig, mit Blick für Details, in denen sich Realität offenbart. Auszüge aus »Tango Dreams«, »Tango Sehnsucht«, »Sind Tangotänzer die besseren Liebhaber?«, »Der Tangolehrer« und »Die Entstehung der Liebe«.

»Finanzielle Gewalt gegen Frauen« Vortrag oder Lesung von Lea Martin mit Präsentation zu einem tabuisierten Aspekt von Beziehungsgewalt, den sie in ihren Büchern »Bis das Geld euch scheidet« und »Du mit deiner Scheiß-Altersarmut!« beschreibt..

»auschwitz : heute«. Lesung von Lea Martin, die in ihrem Gedichtbands »weil ich keine jüdin bin« und der Interview-Sammlung »auschwitz heute« danach fragt, was Auschwitz für die nicht-jüdische Gegenwart bedeutet, in Hinblick auf Antisemitismus und die eigene Identität.

»Die Welt mit Kinderaugen sehen«. Vorstellung der Bilder von Stefanie Schäfer (Waldorfpädagogin, Malerin) und Lesung von Lea Martin aus ihren Gedichten »Loblied der Unentschiedenheit«, »Die überall küssenden Pärchen«, »nackte worte« und »weil ich keine jüdin bin«

»Lieber dreimal gestürzt als nie geflogen«: Lesung von Lea Martin aus ihren gleichnamigen Liebes- und Trennungsgedichten rund um modernes Beziehungsglück und Trennungsleid. Mit Diashow. Auf Wunsch mit Live-Musik.

»Das verflixte Oxytocin«. Ein literarischer Streifzug zum Thema Liebe, mit augenzwinkerndem Blick auf das »Kuschelhormon«, das zu manchem Liebesglück und -leid seinen Beitrag leistet. Auszüge aus den Gedichtbänden »Lieber dreimal gestürzt als nie geflogen« und »Die überall küssenden Pärchen«, den Erzählungen »Sind Tangotänzer die besseren Liebhaber?« und den Romanen »Der Tangolehrer« sowie »Die Entstehung der Liebe«.

Ein besonderes Special ist das folgende Event, bei dem ihr einander etwas vorlest:

»Literarisches Speed-Dating«. Zeigt einander in drei Minuten, wer ihr seid, mithilfe eines Texts, den ihr mitbringt, und lernt dabei Menschen, die ihr gut zu kennen glaubt oder die ihr noch nie gesehen habt, auf eine Weise kennen, die euch verblüffen wird. Lea Martin wird das Ganze mit Kostproben aus der Kolumnensammlung »Immer wieder Single« würzen.

Wenn du eine Lesung buchen möchtest, kannst du das mithilfe des folgenden Buttons tun. Ins Freitextfeld schreib uns bitte dein gewünschtes Thema und deinen Wunschtermin. Wir melden uns dann bei dir, um ihn zu bestätigen und alles Weitere mit dir zu vereinbaren.

Wenn du erst einmal schnuppern möchtest, wie sich eine Lesung in Wohn-Ambiente so anfühlt, komm gern einfach mal bei »Eat & Read« in Berlin vorbei. Sofern du woanders wohnst, kannst du das Event vielleicht zu dir holen. Schreib uns bei Interesse gern eine E-Mail, und dann schauen wir, was geht.

Die Vorleserin

Gedichte und Gespräche: Katharina Schäfer besucht Menschen zu Hause und erzählt über die Schoa

von Katja Winckler

Kämpfen tut sie heute noch mit ihrem Vater. Obwohl er schon seit Jahren tot ist. Immer wenn ihr Vater beim Kaffeetisch begeistert von Hitlers Autobahnen sprach, bekam er plötzlich diesen schmalen Mund unter dem gestutzten Oberlippenbart. Die Arbeitslager müßten wieder her, sagte er dann mit messerscharfer Stimme, für die Zivildienstleistenden, die „Drückeberger“. Ein normaler Sonntagnachmittag im Elternhaus von Katharina Schäfer, Ende der siebziger Jahre. Damals war Katharina Schäfer fünfzehn Jahre alt. Die Reden ihres Vaters im Kreise der Verwandtschaft erfüllten sie damals schon mit Wut und Ohnmacht. Wenn sie versuchte dagegen zu argumentieren, fiel ihr die Mutter in den Rücken. Irgendwann lag dass die Broschüre Die Auschwitzlüge auf dem Wohnzimmertisch. Ob aus Nachlässigkeit oder um sie zu provozieren, das weiß die Zweiundvierzigjährige bis heute nicht. „Da bin ich innerlich aus der Familie ausgestiegen“, sagt die schlanke Frau mit den braunen, halblinken und Haaren und den traurigen AugenKatharina Schäfer hat mit ihren Kindheitserinnerungen und dem Muff bundesdeutscher Nachkriegswohnzimmer noch immer nicht abgeschlossen. Sie versucht vielmehr ihre Erlebnisse konstruktiv zu verarbeiten. Sie geht zurück an den Tatort. Wer sich bei ihr anmeldet kann Freunde und Bekannte zu sich nach Hause einladen. Dann zückt die Schriftstellerin, ehemalige Journalistin und dreifache Mutter mit ihrem Gedichtband Weil ich keine Jüdin bin und einem großen Kassettenrekorder und dem Arm an – nach dem Prinzip der wieder beliebten Tupperpartys. Aber statt bunter Plastikschüsseln werden Gedanken zu einem dunklen Thema ausgetauscht – Auschwitz: Gedichte als Anstoß für Gespräche. Die möchte Katharina Schäfer allerdings nicht in die Öffentlichkeit, sondern in den privaten Raum verlegen. Aus gutem Grund, wie sie glaubt. „Bei uns gibt es viele antisemitische und ausländerfeindliche Tabus, die höchstens am Stammtisch oder hinter vorgehaltener Hand ausgesprochen werden. Dagegen möchte ich angehen.“

Vor zwei Jahren begann Schäfer mit ihren ersten Hausbesuchen. Mittlerweile wird das Projekt von der Berliner Senatsverwaltung für Kultur gefördert. Mit Gratis-Postkarten in Kneipen und Buchhandlungen wirbt die Autorin für ihre Veranstaltungen. Viel läuft auch über Mund zu Mund Propaganda. Begleitet wird Schäfer immer von einem Fotografen, der die Privaträume, in denen die Lesungen stattfinden, ablichtet. Allerdings ohne Menschen. Das gehört zum Konzept. Schließlich geht es um freie GedankenRäume, und die Teilnehmer sollen anonym bleiben. Wer will, kann sich später vom Literaturwissenschaftler Cem Sengül interviewen lassen. Die Aufzeichnungen und Fotografien sollen irgendwann mal ausgestellt werden.  Außerdem ist ein Buch geplant.

Die Gespräche gehen häufig richtig ins „Eingemachte“. Gefühle spielen eine große Rolle. Wie beispielsweise in einer Neuköllner Studenten WG. Ein schwarz-roter Sterin, Che Guevara und ein Sesamstraße-Plakat hängen an der Wand. Dazu ein Fünfziger-Jahre-Küchentisch, darunter ein Flickenteppich, die Stühle bunt zusammengewürfelt. Der Gastgeber mit Kinnbart und im Ökolook kocht Kaffe und legt im Ofen noch mal Holz nach. Um den Küchentisch haben sich seine alternativ angehauchten Freunde und Bekannten, alle etwa um die fünfundzwanzig, versammelt. Außerdem sind drei angehende Erzieherinnen mit Lippenpiercing, Jeans und Trainingsjacken gekommen. Sie gehören nicht zur studentischen Gruppe, sondern sind von Katharina Schäfer eingeladen worden, weil sie in der Schule an einem Projekt zum Thema Nationalsozialismus teilnehmen sollen.

Mit dem Satz „Am Anfang der Lyrik stand die Sprachlosigkeit“ leitet Katharina Schäfer ihre Gedichte ein. Sie handeln von der Ermordung von Millionen unschuldigen Menschen, dem Schweigen über die braune Vergangenheit in den Gründerjahren der Bundesrepublik, aber auch vom Schuldgefühl der Nachgeborenen und der Täterkinder. Die zwischendurch eingespielte Musik – Klemmer, Hanns Eislers „Konzentrationslagersymphonie“ und jüdische Lieder – stimuliert den Betroffenheitsnerv. Später gesteht Katharina Schäfer der Gruppe: „Als ich zur Schule ging, erfuhr ich, daß mein Vater der Waffen SS angehörte. Das überfordert mich noch heute.“ Als Journalistin hat sich Schäfer nie mit ihrem Thema auseinandergesetzt. Dafür hat sie sich irgendwann über Theodor W. Adornos Diktum, daß es barbarisch sei, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben, hinweggesetzt – und geschrieben. Zunächst nur für die Schublade. Vor vier Jahren dann brachte sie ihre Gedichte im Eigenverlag heraus.

Als Katharina Schäfer verstummt, herrscht erst einmal Schweigen in der Neukölln Wohnküche. Nur das Knistern und Knacken des Holzes im Ofen ist zu hören. Ab und zu ein  verlegenes Räuspern. Dann mach ein junger Mann den Anfang. Es klingt ein wenig alibimäßig, als ob er das Gefühl habe, etwas sagen zu müssen: „Ich habe das Gefühl, sehr viel erfahren zu haben, gar nicht so sehr inhaltlich, sondern emotional.“ Ganz anders eines der gepiercten Mädchen. “ Mich berührt das gar nicht. Ich habe damit ja gar nichts zu tun, weil ich daran ja gar nicht beteiligt war. natürlich darf so etwas nicht wieder vorkommen“, sagt die junge Frau ganz nüchtern. Ihre Freundinnen nicken. Jetzt kommt Bewegung in die bunt zusammengewürfelte Gruppe. Eine der Studentinnen sagt: „Mich erschreckt es, daß es Leute gibt, die das nicht berührt.“ Sie habe Angst, daß das Gespür für das, was geschehen ist, verlorengehe. „Ich wurde von meinen Mitschülern als kalt abgestempelt, weil ich in Ravensbrück nicht geweint habe“, kontert das gepiercte Mädchen, „Aber Deutsche waren genauso Opfer. Meine Oma war in russischer Gefangenschaft. Sie war Opfer und nicht Täterin. Sie kann bis heute nicht darüber sprechen, was damals passiert ist, sondern nur weinen.“ Es kommt zu keiner Einigung. Die Schülerinnen wollen los. Dennoch ist Katharina Schäfer mit der etwa zweieinhalbstündigen Sitzung zufrieden. Immerhin sei ein Sprechen über die Sprachlosigkeit gelungen. Und die Schülerinnen hätten sich trotz ihres zuweilen schroffen Verhaltens erstaunlicherweise doch dazu bereit erklärt, sich noch mal in Ruhe interviewen zu lassen. Ein Abend, der zeigt, daß das Thema auch in der zweiten und dritten Generation berührt und so ganz unterschiedliche Gefühle auslöst.

Zuweilen fließen sogar Tränen. So brach es bei einer anderen Sitzung aus einer Lehrerin heraus, daß ihr Großvater Aufseher in einem NS-Konzentrationslager war. „Genau das will ich. Einen Raum schaffen, in dem nicht vom Gefühl abgeschnitten über die Vergangenheit gesprochen wird“ , sagt Katharina Schäfer. Die Menschen entwickelten unterschiedliche Strategien, um mit dem Gehörten umzugehen. Männer schwenkten schnell zu rationalen Ebene um, Frauen fragten, wie man im Alltag mit dem Thema umgeht, etwa wenn die Kinder fragen: Was war denn der Holocaust?

Doch es gibt auch Missverständnisse. Manchmal sogar zwischen scheinbar Gleichgesinnten. Zum Beispiel bei einer internationalen Gruppe mit deutschen, australischen und amerikanischen Studenten, die sich zu einer „Arbeitsgruppe Holocaust“ zusammengeschlossen und gemeinsam Auschwitz besucht hatten. Nach Schäfers Lesung hatte ein australischer Teilnehmerin immer „Germans“ und „Jews“ unterschieden. Als ihr eine Studentin deutlich zu machen versuchte, daß es auch deutsche Juden gibt, verstand die australische Kommilitonin sie nicht. Schäfer erklärt das mit „kulturellen Barrieren“. Manchmal passiert es ihr auch, daß junge Menschen sie fragen, was sie denn fühlen sollen. Als sie beispielsweise eine Gruppe von Zivildienstleistenden besuchte, fragten diese, was sie denn angesichts dieses traurigen Themas fühlen sollen. „Als wenn ich eine Autorität sei, die ihnen sagen muß, wie man richtig trauert“, sagt sie und schüttelt dabei den Kopf.

Obwohl sich Katharina Schäfer seit vielen Jahren mit diesem Phänomenen beschäftigt, wirkt sie immer noch ein wenig erstaunt, verständnisvoll und so gar nicht abgeklärt. Der Vater ist ihr bis heute ein Rätsel geblieben. Lutz bevor er starb, erzählte er ihr, daß er einmal gesehen habe, wie jüdische Menschen von den Nazis abtransportiert wurden. Was er dabei empfunden hat, darüber erfuhr seine Tochter nichts. Sie hat auch nicht gefragt. Als die Autorin mit dem Gedichtschreiben anfing, fragte ihre Tante: „Kannst du nicht über etwas Erfreulicheres schreiben?“ Da hat sie geschwiegen. Und als ihr erstes Kind unterwegs war und sie überlegte ihm den Namen Sara zu geben, zischte ihre Großmutter über ihrem Strickzeug: „Das ist ja ein jüdischer Name!“ Auch da ist sie stumm geblieben und hat einen Rückzieher gemacht. „Ich fand ihn zu demonstrativ“, sagt sie heute eine Spur zu heftig, als ob sie sich vor sich selbst verteidigen müsse, daß sie der Familie nicht stärker Contra gegeben hat. Vielleicht muß Katharina Schäfer deswegen weitermachen und vor fremden Türen stehen, mit ihrem Buch und ihrem Kassettenrekorder unter dem Arm.

Aber auch außerhalb ihrer Familie handelt sie sich regelmäßig Abfuhren ein. Als sie im Heimatmuseum Tempelhof lesen wollte, fragten eine scheinheilig, ob ihre Gedichte nicht zu anspruchsvoll seien. Andere posaunten: „Da kommen wir nicht hin.“ Ein Stadtmagazin lehnte einen Bericht über die Schriftstellerin ab. Angeblich kenne die Radaktion das Thema „Auschwitz“ nicht mehr hören. „Diese heftigen Reaktionen sind schon bemerkenswert“, finden die Vorleserin. Daß sich vor kurzem das erste Mal ein jüdischer Interessent bei ihr meldete, freut sie. Als Schäfer ihren Gedichtband herausbrachte, hat ihr die Mutter gratuliert. Über den Inhalt haben sie bis heute nicht gesprochen.

19.02.2004 , Jüdische Allgemeine / Publik-Forum 2004 Nr. 10

»Kurzweilig, konfrontativ, berührend«

Tom HG Opitz in: lovelybooks.de über »Die Entstehung der Liebe« von Lea Joan Martin

Es begann beim Tango … so — unter anderem — bewirbt die einschlägig weitgehend bekannte Autorin und Tango-Kolumnistin Lea Joan Martin ihr neuestes Buch, dem sie den Hoffnung spendenden Titel »Die Entstehung der Liebe« gab. Mit dem sehnsüchtigen Wunsch nach Beziehung und der allzu oft enttäuschenden Wirklichkeit sind in diesem Tanz ja viele in Kontakt. Nicht umsonst gibt es die Ansage, dieser verucht nahe Tanz sei der vertikale Ausdruck eines horizontalen Gefühls.

Und ja, mit dem Tango starten auch Dirk und Jule in ihr komplexes Mit- und Auseinander. Wer da aber nun viel über Tango lesen möchte, wird hungrig bleiben, denn in diesem Buch der Autorin ist die noch erkennbare, aber diesmal anonymisierte Berliner Szene nur Hintergrund. Dem oder der empfehle ich andere Bücher von Lea Joan Martin ( z. B. »Tango Sehnsucht«, in dem sie das Erfahrungsfeld in kurzen Kolumnen subjektiv und sachlich zugleich bildschön ausleuchtet. )

Und auch wer bei dem Titel auf eine simple romantische Traumreise hofft, sollte lieber etwas anderes kaufen. Denjenigen aber, die beim Lieben öfter grübeln und denen das Nachdenken und das Reden über Beziehung vertraut sind oder die es lernen wollen, bietet dieses Buch anregende und abenteuerlich schöne Spaziergänge durch die lichten Berge und tiefen Täler sehnsüchtiger Gedankenwelten.

Denn Jule ist eine moderne Frau, die weiß was sie will und die bedenkt was ihr begegnet. Eine die abwägt und zweifelt, die gut fühlt, dass es in ihr brodelt und dann schreiben muss, um Worte zu finden für das, was es ist. Jule ist eine, die gerne JA sagen möchte, doch auch immer ein ABER findet, mit dem sie ihren Dirk nervt, der einfach nur glücklich sein will mit ihr und sonst gerne seine Ruhe hätte.

Eigentlich fühlt man sich beim Lesen, als würde man mit ständig steigender Neugier hineingezogen in das heimlich ergatterte Tagebuch der schönen Jule, die mit ihrer klugen Umsicht und Fähigkeit zum Perspektivwechsel gut ausgeleuchtete SchlaglIchter wirft auf ihren Alltag und das Salz der Liebe mit dem sie sich den versüßen mag.

Kurz und gut: In diesem Ja/Aber auf diversen Ebenen formuliert Lea Martin weibliche Perspektiven, die viele Leserinnen sicher kennen und wiedererkennen, froh, dass das endlich mal eine/r so klar und einsichtig formuliert. Ich als Mann fühle auch den Dirk, den uns Lea Martin da als Jule skizziert. Auch das trifft und macht betroffen.

Ja, es gibt Stellen, da fühlte ich mich richtig schlecht behandelt von dieser Jule und wurde sauer. Doch — es betrifft auch mich, irgendwie. Und genau das, dieser Blick ins gut geschilderte weibliche Erleben macht dieses Buch so interessant und bereichernd für mich und hoffentlich auch viele andere

»Die Entstehung der Liebe« ist eine emotional spannende Lektüre, die einer und einem die sehr persönlichen Horizonte weiten kann. Dieser mehr als 400 Seiten lange Roman über den Alltag und die Liebe einer klugen Schönen ist kurzweilig und konfrontativ, berührend und bereichernd, wortgewaltig und weise.

Manchmal ist man es leid in diesem quälenden »Ja, aber«, weil man sich selbst erkennt in den Abwärtsspiralen des Zweifelns und man hofft aufs Happy-End. Aber ob das kommt, werde ich hier ganz sicher nicht verraten, denn das ist ja der Reiz am tollen Tanz im Sog der Sehnsucht, dass man wissen möchte, wie das ausgeht mit dieser Reise durch eine Reifung. Ich kann sie nur empfehlen

»Ein ungemein empfehlenswertes Buch für Frauen und für alle Männer, die Frauen besser verstehen lernen wollen.« (Tom Opitz, lovelybooks.de)

»Lesevergnügen, das Lust auf mehr macht«

Geschichten über flüchtige Begegnungen oder langjährige Beziehungen, angesiedelt in einem Deutschland vor 30 Jahren, als so vieles im Umbruch war.

Lea J. Martin gelingt es, ihre Figuren mit Leben zu erfüllen, die Dialoge sind präzise, die Beschreibung der Gedankenwelten nachvollziehbar.

Mir gefällt ihr Stil, die oft knappen Sätze, die alles ausdrücken, was sich im Inneren der Personen abspielt, kein Wort ist zu viel. Die Schicksale wecken Erinnerungen an selbst Erlebtes, sind aber auch zeitlos, wenn es um die Suche nach Antworten auf die Frage geht, wo ich jetzt stehe und wohin ich gehen will – und was für ein Gepäckstück auf meinen Schultern lastet.

Jede Erzählung bietet einen Einblick in ein Leben, in das wir kurz hineinschauen, bevor sich die Tür wieder schließt. Nichts, was schnell gelesen und vergessen ist. Die Erzählungen wirken nach, auch weil wir manchmal am Ende mit Fragen zurückbleiben.

Ein Lesevergnügen mit Nachklang, das Lust auf mehr macht.

marielu92, Amazon, Juli 2023

Lyrics meet Arts

NEU: Lyrik-Postkarten des Malers und Dichters Khalid Aouga, Marokko/Düsseldorf:

Die Motive »Wind« (links) und »Sonne« (rechts) sind die ersten Lyrik-Postkarten, die j:m: aus Bild und Text von Khalid Aouga gestaltet hat. Die Texte sind dem Lyrikband »Im verborgenen Garten« von Khalid Aouga entnommen.

Bei Bestellung eines Sets von vier Postkarten bitte im Freitextfeld angeben, wieviele Karten von welchen Motiven es sein dürfen. Die Karten können auch mit anderen Lyrik-Postkarten gemischt werden.

In Vorbereitung …

Ein Manuskript zu schreiben, ist das eine. Bis ein Buch erscheint, durchläuft es noch viele andere Stadien.

Das fertige Buch ist nur die Spitze des Eisbergs.

Aktuell bei j:m: in Vorbereitung sind:

Bücher

Lea Joan Martin: »Eintagsliebe« (Roman)

Die Rolle von Zeit bei der Buchproduktion. Es braucht es viele prüfende Blicke und helfende Hände, bis ein Buch in die Welt kommt. Das betrifft sowohl den Text als auch seine Gestaltung und — ganz wichtig — das Äußere des Buchs. Wer sein Manuskript an einen der vielen Verlage übergibt, für die Bücher zu produzieren vor allem ein Geschäft ist, begibt sich als AutorIn mit Vertragsabschluss in ein Abhängigkeitsverhältnis, das mit Geld honoriert wird. Für alle, die selbst bestimmen möchten, wie ihr Buch aussehen soll und wie sie es wann wem vorstellen wollen, kann Selfpublishing eine Alternative sein. Für mich als Autorin und Verlegerin ist ausreichend Zeit zu haben eine entscheidende Größe. Terminpläne und Kreativität sind oft schwer zu vereinen. Daher arbeite ich in meiner künstlerisch-literarischen Arbeit ebenso wie bei der Buchproduktion weitgehend ohne Terminplan und Zeitdruck. Die Bücher von j:m: werden nicht »gemacht«, sondern sie dürfen wachsen, in dem Tempo, das sie — und diejenigen, die ihre Geburt begleiten — benötigen. Ich habe gelegentlich gehört, es sei befremdlich, einen Verlag als Geburtshaus für Bücher zu bezeichnen. Für mich trifft der Begriff genau das, was ich als Autorin brauche. Zeit, um mit meinen Büchern zu kommunizieren. Jedes Buch braucht seine eigene Zeit. Dass ich uns diese Zeit lassen kann, erlebe ich als ein Geschenk, das ich künftig auch mit anderen AutorInnen teilen möchte.

Projekte

Lese-Service Literaturladies

Kolumnen

Kleines Format, große Wirkung. Neben Lyrik sind Kolumnen bei j:m: zuhause, weil dieses Format per se Grenzen verwischt. Journalistische Neugier verbindet sich mit künstlerischem Experiment. Eine Sprache, die aus Reibung mit Realität entsteht, weiß um deren Relativität.

Hier geht es weiter zu den Tango-Kolumnen »Tango Dreams« und »Tango Sehnsucht«. Und hier zu den Kolumnen »Bei Papa gibt es immer Cola« sowie den Blog-Artikeln »Immer wieder Single.de«

»Bei Papa gibt es immer Cola!«

NEU: »Überall und nirgends daheim«

„Ausländische Autoren in der DDR? Wo es doch ohnehin kaum Ausländer gibt!“

So ungefähr war das Echo, als Lea Martin im Jahr 1992 anfing, nach ihnen zu suchen. Sie arbeitete damals für die von Ingeborg Drewitz gegründete Neue Gesellschaft für Literatur e. V. und hatte die Aufgabe übernommen, internationale AutorInnen aus der DDR dabei zu unterstützen, sich im Förderdschungel des westlichen Literaturbetriebs zurechtzufinden.

Und wider Erwarten, es gab sie doch. Ausländer. Ausländische AutorInnen. Vom arabischen Lyriker über die Tochter des ersten und ermordeten mongolischen Ministerpräsidenten bis zum fahnenflüchtigen US-Amerikaner: Aus allen Teilen der Welt schien ein/e VertreterIn in der DDR gelandet zu sein. Mit insgesamt dreizehn Autorinnen und Autoren aus zehn Ländern hat Lea Martin Gespräche geführt, teilweise über zwei Jahre hinweg. Adel Karasholi, Sodnomyn Zambaga, Victor Grossman. Ikbal Hassoon. Valeri Scherstjanoi. Salima Salih. Kedar Nath. José Pablo Quevedo. Sonia Solarte. Karim Al Asadi. Pham Thi Hoai. Tien Hung. Asteris Kutulas. Keine Namen, die in Bestsellerlisten auftauchen. Was Lea Martin an ihnen „studierte“, war das Verhältnis ihres Schreibens zu den Brüchen in ihrer Biografie.

DDR-Deutsche haben 1989 den Zusammenbruch ihrer Heimat erlebt. Lea Martin interessierte, ob und wie Brüche produktiv gemacht werden. Gerade weil die DDR kein Einwanderungsland und ein faktisches Asylrecht trotz Artikel 23 Abs. 3 der DDR-Verfassung kaum vorhanden war, sahen sich die wenigen ausländischen Intellektuellen in einer besonderen Situation. In ihrem Status teils privilegiert, teils ghettoisiert, zogen sie sich zurück oder wurden vorwärtsgetrieben zur Assimilation. Das Ideal des „proletarischen Internationalismus“ zwang Nicht-Deutschen, die am öffentlichen Leben teilhaben wollten, eine Ent-Nationalisierung auf, die nach der „Wende“ aufatmend zurück vollzogen wurde. 

In Interviews, Porträts und eigenen Texten der insgesamt dreizehn AutorInnen werden diese so vorgestellt, wie Lea Martin sie vor dreißig Jahren wahrgenommen hat. Der Buchtitel »Überall und nirgends daheim« ist dem Interview mit der irakischen Autorin Ikbal Hassoon entnommen. Die Gleichzeitigkeit eines scheinbar unvereinbaren Widerspruchs bringen vor allem die AutorInnen zum Ausdruck, für die »Heimat« auch im Plural funktioniert.

»Überall und nirgends daheim«. Internationale AutorInnen zwischen DDR und BRD. Lea Martin. Paperback, 248 Seiten, ISBN: 978-3-935401-19-7, 22 €, lieferbar seit 06.03.2024