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»Hommage an die Magie des Tangos«

Rezension von Laura Knight in »Tangodanza», Nr, 4/2019

 

»Diese Kolumnen-Sammlung ist eine Hommage an die Magie des Tangos. Lea Martin gibt darin Einblicke in ihre persönliche Tango-Erfahrungswelt. Es geht ihr um den Tango, den wir alle kennen, der ebenso Herausforderung ist wie Hobby, Leidenschaft und soziales Ereignis.

Die Autorin nimmt ihre Leser mit auf Milongas (hauptsächlich in Berlin), in den Unterricht, zur Tanzpartnersuche und in die Einsamkeit nach der letzten Tanda. Sie dürfen teilhaben an Gedanken, Erinnerungen, Frustrationsmomenten und Glücksgefühlen. Dabei lässt Lea Martin den Tango so sein, wie sie ihn erlebt – mit allen Emotionen und Widersprüchlichkeiten. Sie gibt sich seinem Zauber hin und macht seine Magie greifbar. Sie erlaubt es sich, verträumt zu sein und manchmal auch naiv statt abgeklärt und cool. Fühlen statt Denken. Tun statt Verstehen. Dadurch gewinnen die Texte an Tiefe und regen zur Reflexion an. Unterstützt wird dies durch eine bildhafte, manchmal gar poetische Sprache.

Jeder der Texte stellt eine Begegnung mit einer der vielen Facetten des Tango dar. Ganz nebenbei zeichnet das Buch den Weg von der begeisterten Anfängerin zur erfahrenen Tänzerin nach. Die Kolumnen widmen sich den kleinen Absurditäten ebenso wie den großen Emotionen. Wer selbst Tango tanzt, wird sich darin wiederfinden. Manche fühlen sich vielleicht ertappt, wenn von ‚Mir Tango‘, ‚Eric Tango‘ und ‚Stefan Tango‘ und er Telefon-Kontaktliste die Rede ist Andere denken beim Text über das erste Tango-Date schmunzelnd an ihre eigene Tanzpartnersuche zurück oder schwelgen bei ‚Lehrer-Hopping‘ in Erinnerung an ihre ersten Tango-Lehrer. Und die wenigsten lässt vermutlich der Gedanke an den letzten Tanz mit einem geliebten Menschen kalt.

Ursprünglich wurden die Texte von Lea Martin auf einem Internet-Portal veröffentlicht. Jetzt gibt es die 82 Kolumnen, von denen kaum eine länger als zwei Seiten ist, zusammengefasst in einem 171-seitigen Buch. Dank der schönen Hardcover-Ausführung mit rotem Lesebändchen ist das Buch auch ein besonderes Geschenk für Tango-Begeisterte. Tango Dreams richtet sich an alle, die selbst Tango tanzen ebenso wie an Interessierte, die sich in den ‚Tango-Zirkus‘ zunächst aus sicherer Entfernung einlesen wollen. Das Cover zeigt eine Tango-Umarmung, bei der der Mann fast im Schwarz des Bucheinbandes verschwindet und die Frau zur Hauptperson wird – passend zu den Texten, die die Erfahrungen aus weiblicher Perspektive schildern und gerade deshalb nicht nur für Frauen interessant sind. Das Buch lädt zum Stöbern ein. Dabei muss die vorgegebene Reihenfolge der Kolumnen nicht eingehalten werden, in den wenigsten Fällen knüpfen diese direkt aneinander an. (…)«

Leseprobe »Tango Dreams«

68. Kolumne: Vor dem ersten Schritt

Oben Kuschelkurs, in den Hüften so viel Abstand wie möglich. Die besondere Tanzhaltung des argentinischen Tangos wird gerne mit der Angst argentinischer Matrosen erklärt, ihr schwer verdientes Geld beim Schunkel-Tanz zu verlieren. Die weibliche Berührung sollte genossen werden, ohne dass die prallgefüllten Hosentaschen geplündert werden konnten. Sinnlichkeit und Selbstschutz.

Das Bild der Matrosen fällt mir ein, als ich bei der Freitags-Milonga in der Panoramico-Bar im 13. Stock am Strausberger Platz beobachten darf, wie eine Tanguera in rotem Shirt aufgefordert wird. Sie, sichtlich erfreut, breitet die Arme aus, um jene Tanzhaltung einzunehmen, bei der nur noch geklärt werden muss, ob eng oder offen. Doch weit gefehlt. Während ihre Arme selbstbewusst in der Luft schweben, lässt der Tanguero sich Zeit. Die hinteren Hosentaschen seiner Jeans sind so prall gefüllt, als habe es ihn direkt vom Rio de la Plata nach Berlin-Mitte gespült, wenn es auch keine Goldmünzen sind, die ihn beschweren, sondern die ganz gewöhnliche Grundausstattung eines Mannes: Geldbörse, dazu Smartphone, Auto- und Hausschlüssel.

Seine Hosentaschen signalisieren seinen Single-Status, denn wäre er in Begleitung, läge der Inhalt wohl verwahrt im Handtäschchen seiner Liebsten. Der Tanguero mit den prallen Hosentaschen steht auf der Tanzfläche, als sei Stehen ein Prozess. Es ist ein Prozess. Der Entschleunigung. Der Verinnerlichung. Langsam kommt er an. In seinem Stehen. Bei sich. Und bereitet sich vor auf den Moment, da die Musik zu einer Eingebung wird, die ihm sagt, jetzt sei der Moment, den ersten Kontakt mit der Dame im roten Shirt herzustellen, die ihre Arme nun mit einer irritierten Bewegung wieder herabsinken lässt.

Tango beginnt vor dem ersten Schritt, ja, vor der ersten Berührung. Damit Erwartungen nicht enttäuscht werden, lässt man sie besser zuhause. Kontakt wird erzeugt durch Bewegungen, die einer unsichtbaren Parada gleichen, jenem Schritt, bei dem der Führende seinen Fuß als Grenze aufbaut. Halt. Stopp. Der schönste Weg ist ein Umweg. Tango lehrt, Umwege zu genießen. Dann, endlich, ist es soweit. Der Tanguero legt den Arm um den Körper der Frau, seine Hand findet ihren Rücken und fast sieht es so aus, als habe sie sich in sein Tempo gefügt. Sie atmen ein, ihre Körper verbinden sich, gleich wird er sie einladen zum ersten Schritt. Gespannt halte ich den Atem an. Wohin wird er führen?

Auszug aus »Tango Dreams«, Lea Martin, Berlin 2019

»Unbedingter Lesetipp!«

Eine »Hommage an die Magie des Tangos« nennt die Rezensentin Laura Knight die Kolumnen-Sammlung In der »Tangodanza« (Nr. 4/2019): »Dank der schönen Hardcover-Ausführung mit rotem Lesebändchen ist das Buch auch ein besonderes Geschenk für Tango-Begeisterte. Tango Dreams richtet sich an alle, die selbst Tango tanzen ebenso wie an Interessierte, die sich in den ‚Tango-Zirkus‘ zunächst aus sicherer Entfernung einlesen wollen.« Die vollständige Rezension ist hier nachzulesen.

Die Berliner Bloggerin  Laura Knight zieht eine Parallele zu ihrem eigenen Konzept: »Im Tango geht es nicht ums Sehen, sondern ums Fühlen und es geht auch nicht ums Verstehen, sondern ums Tun – und genau davon handeln diese Texte – viele von unseren genauso wie die von Lea Martin.« Der vollständige Beitrag ist auf dem Blog Berlin Tango Vibes zu finden.

»Buchtipp: Vom Tango träumen mit Lea Martin«. So titelt im März 2021 das Online-Magazin »Salsa und Tango« und empfiehlt »Tango Dreams«  als »Büchlein mit nur ganz kurzen Geschichten vom Tango, mit Gedanken über den Tango und zum Tanzen und über Gefühle, vor allem Menschen (…) erzählend, erinnernd,  sinnierend, manchmal träumend – aber nie belehrend«: »Tango Dreams ist ein Buch über den Tango, das Sie nicht überfordern wird, das nicht zu viel von Ihnen verlangt, aber Ihnen ganz viel gibt. (…) Deshalb ist “Tango Dreams” von Lea Martin etwas für Tango-Anfänger und fortgeschrittene Tango-Tänzer, für Neugierige und Unerfahrene. Sie können den Tango entdecken oder wiederentdecken, staunend erfahren und sich herantasten oder sich schmunzelnd oder nickend erinnern. Fast nebenbei erfahren sie einiges über die Berliner Tango-Szene – falls Sie mal in der Stadt sind und Lust haben, Tango zu tanzen.« Den vollständigen Buchtipp von Karsten Heimberger finden Sie unter diesem Link.

Als »sorgfältig formulierte Miniaturen einer leidenschaftlichen Tänzerin« liest der Berliner Journalist Thomas Kroeter die Kolumnen, in denen die »emotionalen Gefährdungen« durch den Tango »deutlich, aber diskret« beschrieben seien. Die vollständige Rezension ist auf dem Blog „kroestango“ zu finden.

»Tango Dreams überzeugt mit spannenden, kurzweiligen Kolumnen, die einen Einblick in das aufregende Erlebnis, den Tango zu entdecken, geben. Ein unbedingter Lesetipp! Wer Tango tanzt, sollte dieses Buch im Regal stehen haben«, findet Jörg Buntenbach, Herausgeber des Magazins www.tango-argentino-online.com, In den Kolumnen würden Tango-Erlebnisse würden »wunderbar auf den Punkt gebracht«. Und weiter: »Es macht Spaß, die Kolumnen zu lesen – und jeder, der selbst Tango tanzt, wird sich darin wiederfinden. Die Texte sind ungeschminkt und setzen sich auch mit den Zweifeln auseinander, die ein ‚Tangoleben‘ mit sich bringen. Der Autorin geht es nicht darum, den Tango auf einen Sockel zu stellen. Sie zeigt auf, dass der Tango wie das Leben selbst sein kann. Mit allen Höhen und Tiefen. Mit aller Freude, mit aller Leidenschaft – und mit allen Fragen, die sich jeder über die Zeit selbst stellt.« Die vollständige Rezension ist hier nachzulesen.